Aus dem Leben einer unbekannten Heiligen

An der Universität entsteht ein Musical über „Die Baronin“ Johanna Franziska von Chantal

Von Andrea Franzetti
(Eichstätter Kurier, Donnerstag, 21. Oktober 2010, Seite 25)

Eichstätt (EK) Pünktlich zum Semesterbeginn beginnen an der Universität in Eichstätt die Proben für ein großes Musical-Projekt. Im Mai 2011 soll „Die Baronin“ uraufgeführt werden. Das Stück stammt aus der Feder des Salesianer-Paters Herbert Winklehner, die Musik komponierte Francis Care.

Rund 35 Aktive werden auf der Bühne stehen, darunter eine zehnköpfige Liveband. Zum Probenauftakt im Musiksaal an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt stellten sich die Projektmacher vor. „Die Baronin. Die wahre Geschichte über das Leben der Heiligen Johanna Franziska von Chantal“ soll am 7. Mai 2011 Uraufführung feiern. Bis dahin muss nun fleißig geprobt werden. Francis Care (35), vormals Musiklehrer am Gabrieli-Gymnasium und nun Dozent an der Uni, hat rund 30 Stücke komponiert.
Das Vorhaben ist ehrgeizig und gewaltig: „Wir haben ein großes, allerdings nicht zu opulentes Bühnenbild geplant“, verrät Francis Care. Vier Szenen, darunter eine Kirche und ein Kloster, sollen in der Aula der Universität aufgebaut werden. Ein ehemaliger Bühnenschreiner des Theaters Ingolstadt unterstützt hier das „Baronin“-Team.
Bei den Kostümen bekommen die Macher Hilfe aus einem echten Kloster: die Schwester der Heimsuchung Mariens aus der Nähe von Altötting stellen originale Ordenstrachten für die Darsteller zur Verfügung. „Bei Bedarf nähen sie uns auch noch etwas oder passen die Gewänder an“, erzählt Herbert Winklehner (47) stolz.
Der Eichstätter Salesianer-Pater hat die Geschichte von Johanna Franziska von Chantal in Liedtexte gepackt. Die Heilige war Zeitgenossin des Franz von Sales und gilt als seine geistliche Freundin. Regisseurin Nicola Bamberger gibt zu, dass „ich vorher noch nichts von dieser Frau gehört habe“. Doch ihre Lebensgeschichte, ihr „starker Glaube“, habe sie begeistert. Für Produzentin Anja Lindner ist „Die Baronin“, die adelige Johanna Franziska, eine „fesselnde Persönlichkeit“. Sie war Ehefrau und Mutter, wurde früh Witwe, lernte Franz von Sales kennen und gründete den Orden der Schwestern der Heimsuchung. „Sie hat viel Tragisches erlebt und durch ihren Glauben am Leben festgehalten“, fasst Winklehner ihre Biografie zusammen.
Für das musical mussten eine ganze Reihe von Sängern angeworben werden. Die Hauptrolle, die der Johanna, übernimmt Martha Kindermann. Die Beteiligten sind zwischen sieben und 44 Jahre alt, unter den Sängern und Musikern sind viele Schüler und Studenten, aber auch ein Schreinermeister und eine Krankenschwester.
Nach dem ersten gemeinsamen Probentermin beginnt nun „der schwierige Part des Arrangierens“, erzählt Kehr. Die „Suche nach der optimalen Orchestrierung“ nennt er das. Kehr muss Flöten, Flügel, Geigen, Saxofon und auch E-Gitarren harmonisch zusammenbringen. Bisher existieren von den Stücken zwar schon Demo-Aufnahmen, aber nur am Klavier. Doch Kehr ist Profi und hat vor dem inneren Ohr schon die Sätze im Kopf. Zum Repertoire gehören übrigens Balladen, Lieder im Rock-Pop-Stil, eine Hymne und ein Kloster-Rap, verrät Kehr.
Bis zur Bühnereife stehen noch viele Proben auf dem Plan. Im Hintergrund beginnt ein gut 30-köpfiges Team gerade mit der Organisation des Vorverkaufs, mit dem Zimmern und Schweißen der Bühne, mit der Suche nach Sponsoren und Requisiten. Erste Hörbeispiele sind im Internet zu finden unter der Adresse www.musical-diebaronin.de

Die ersten Lieder: Francis Care (am Klavier), Nicola Bamberger und Herbert Winklehner (Mitte) sind die Macher des Stücks. Von Kehr stammt die Musik, die beiden anderen haben den Text geschrieben

 

PATRONIN FÜR EINE GLÜCKLICHE ENTBINDUNG

Johanna Franziska Frémyot von Chantal (1572-1641) ist Mitbegründerin der Heimsuchung Mariens.
Geboren als Tochter des burgundischen Parlamentspräsidenten in Dijon, heiratete sie am 29. Dezember 1592 mit 20 Jahren den Baron Christoph de Rabutin-Chantal. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor.
Am 5. März 1604 hörte sie, früh verwitwet, eine Fastenpredigt des Genfer Bischofs Franz von Sales in Dijon. Zwischen den beiden entwickelte sich aus dieser Begegnung eine innige Freundschaft. Nachdem sie ihre Kinder gut versorgt wusste, gründete sie am 6. Juni 1610 zusammen mit Franz von Sales in Annecy den Orden der Schwestern von der Heimsuchung Mariens, auch Salesianerinnen genannt.
Die Kongregation widmete sich zunächst der Pflege der Armen und Kranken und später auch der Erziehung der Jugend. 1618 erhielt die Ordensgemeinschaft die volle kirchliche Anerkennung. Nachdem der heilige Franz von Sales 1622 verstorben war, trieb Johanna den Ausbau des Ordens alleine voran. Am Ende ihres Lebens gab es bereits 87 Klöster. Sie starb am 13. Dezember 1641 an Lungenentzündung. Ihr Leichnam wurde in der Heimsuchungskirche neben ihrem Ordensmitbegründer Franz von Sales beigesetzt.
Auch heute noch birgt die Basilika die Reliquienschreine der beiden Heiligen. Papst Clemens XIII. sprach sie 1767 heilig. Sie gilt als Patronin für eine glückliche Entbindung.
Weitere Informationen >>>hier...

 

 




V+J - VIVAT JESUS - Es lebe Jesus - Jesus leben